Sonntag, 19. Januar 2014

Ein Nachmittag am Spinnrad

19. Januar 2014 - der heutige Sonntagnachmittag bot in Barnin dem grauen und ungemütlichen Tag erfolgreich die Stirn!



Der Einladung unseres Fördervereins zu einem Nachmittag am und um das Spinnrad waren 20 interessierte Gäste gefolgt. Im gut geheizten Saal der Alten Schule (Gemeindehaus) hatte Frau Ursula Becker aus Wessin ihr Spinnrad aufgestellt. Mit im Gepäck hatte die passionierte und erfahrene Spinnerin natürlich vor allem viel Wolle -  Körbe voll Wolle von verschiedenen Schafrassen, in verschiedenen Farben und in verschiedenen Verarbeitungsgraden, bis hin zu aus selbst gesponnener Wolle (selbst) gestrickten Bekleidungsstücken.

So funktioniert es: Schafwolle wird mit einer Handspindel verarbeitet



Zunächst gab es als Einstieg eine kleine Demonstration von Handspindeln und einen fachkundigen und lebhaften Ausflug in die lang zurück reichende Historie der Verarbeitung von Wolle und Leinfasern sowie in die Entwicklung der Spinn-Techniken von der Nutzung einfacher Handspindeln bis zu den heute noch genutzten Spinnrädern.











Viele Menschen haben sich wahrscheinlich noch nie Gedanken darüber gemacht oder besitzen eine genaue Vorstellung davon, wie lang der Weg von der Schafschur über die Aufbereitung der Wolle in Einzelschritten bis hin zum fertigen Wollknäuel tatsächlich ist.

Das Kardieren der Wolle geschieht mit viel Aufwand von Hand, hier mit einer Kardiermaschine


Frau Becker erzählte davon, wie schwer es die Spinnerinnen vergangener Tage hatten, die lediglich einen nur all zu kargen Lohn für ihre Arbeit erhielten. Sie erzählte von Dornröschen und ihrer Spindel, von Mädchen, die im Alter von etwa elf Jahren mit den Spinnen der harten Leinfasern zum Überleben der Familie beitragen mussten und von Frauen, die es verstanden, besonders feine Fäden zu spinnen.

Es machte Spaß und war faszinierend zu verfolgen, wie dann das Spinnrad in Gang gesetzt wurde und Frau Becker fröhlich und mit viel Fingergeschick und -gefühl aus der vorbereiteten Schafwolle einen Faden entstehen ließ. Während ihrer Tätigkeit im Volkskundemuseum Schwerin-Mueß hat sie das Spinnen erlernt und ist dem Spinnrad bis heute treu geblieben.

Aber nun hieß es für die Fachfrau und für die Gäste erst einmal: Kaffeepause, mit leckerem selbst gebackenen Kuchen. Nebenbei entspannen sich (ganz ohne Spindel und Spinnrad) vielfältige Gesprächsfäden.


Die Gäste waren neugierig darauf, nach dem Kaffeetrinken Handspindeln selbst ausprobieren zu dürfen. Der erste Wollfaden, den ein Mädchen in seinem Leben spann, das war der sogenannte "Glücksfaden", und an einem solchen versuchten sich dann alle Experimentierfreudigen.


Dazu gab es von Frau Becker nicht nur eine Anleitung, sondern auch ein Märchen, das natürlich vom Spinnen handelte und davon, wie aus Stroh Seide, Silber und Gold gesponnen wurde. Weder Seide, noch Silber oder gar Gold wurden gesponnen, und so ganz junge Mädchen waren es heute auch nicht - trotzdem war es doch für die meisten Frauen der nachmittäglichen Runde ihr erster selbst gesponnener Wollfaden und daher ein "Glücksfaden" -  davon sind wir natürlich felsenfest überzeugt!

Herzlichen Dank, Frau Becker, für diesen sehr schönen und interessanten Nachmittag! Herzlichen Dank an alle Gäste für Ihr/Euer Interesse an dieser Veranstaltung, ein Dankeschön allen Spendern und nicht zuletzt ein Dankeschön allen, die zum Gelingen dieses Nachmittags beigetragen haben.

Wir haben gelernt, Spinnrad-Spindeln sind nicht spitz - Dornröschen hat sich an so einer spitzen Handspindel gestochen!




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